Nachfolger von Gazprom-Tochter beschert Putin Millionen – mit Russen-Gas

Laut einem Bericht des "Spiegel" und Recherchen von Umweltschützern zufolge, soll das deutsche Staatsunternehmen Securing Energy for Europe (Sefe) im vergangenen Jahr deutlich mehr Gas aus Russland abgenommen haben als vertraglich vereinbart. Zudem sollen die Transporte laut den Recherchen mutmaßlich unter Beteiligung russischer Eisbrecher stattgefunden haben - dabei sind diese durch die Europäische Union sanktioniert.

Frühere Gazprom-Tochter kauft jetzt für Habeck-Ministerium Gas aus Russland

Sefe, das als Gazprom Germania früher die deutsche Tochter des russischen Staatskonzern war, wurde nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine verstaatlicht. Seitdem soll das Unternehmen die Gasversorgung Europas sichern. Dabei wurde auch weiter Gas aus Russland importiert - jedoch zunächst deutlich weniger als früher. Doch das änderte sich wieder. Laut den Recherchen sollen im vergangenen Jahr 57 Tankerladungen mit LNG-Gas im französischen Hafen Dünkirchen angekommen sein - nachdem es 2023 nur 12 waren. 49 davon orderte Sefe. Auch im ersten Quartal 2025 legten laut dem Schiffsdatenprovider "kpler" bereits 16 Tanker in Dünkirchen an. 

"Im vierten Kriegsjahr steigert Sefe die LNG-Importe aus Russland nach Dünkirchen, die dann über den Umweg Frankreich und Belgien auch im deutschen Gasnetz landen", so Sebastian Rötters, Sprecher der Umweltschutzorganisation "Urgewald" gegenüber dem "Spiegel". 

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Das bisher noch von den Grünen unter Minister Robert Habeck geführte Bundeswirtschaftsministerium gibt an, dass man an einen Vertrag der damaligen Gazprom Germania mit Russland gebunden sei. "Aus diesem Altvertrag ergeben sich Abnahmeverpflichtungen der Sefe, gemäß derer Vertragsvolumen auch dann bezahlt werden müssten, wenn sie nicht abgenommen werden", so Staatssekretär Philipp Nimmermann auf eine AfD-Anfrage. "Bliebe die Abnahme aus, könnte Russland das LNG auf dem Weltmarkt verkaufen und so ein zweites Mal für dieselben LNG-Mengen Einnahmen generieren."

Das Unternehmen Sefe, das dem Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck untersteht, soll mehr LNG-Gas aus Russland gekauft haben, als nötig. Sebastian Gollnow/dpa

Sanktionierte russische Eisbrecher räumten den Weg frei

Der Handel mit russischem Erdgas ist bisher von der Europäischen Union auch nicht sanktioniert - anders als der mit anderen Rohstoffen wie Steinkohle. Die EU und Deutschland wollen das russische Gas ersetzen und greifen dafür verstärkt auf LNG-Gas aus anderen Ländern zurück. LNG-Gas ist ohnehin umstritten. Die Umweltschützer bringen den Verdacht auf, dass zwar die Gaslieferungen aus Russland an sich legal seien, sie jedoch mithilfe sanktionierter russischer Unternehmen stattgefunden haben könnten. Denn die Lieferungen sollen ab dem LNG-Exportterminal Sabetta im Norden Russlands erfolgt sein. 

Da der Hafen im Winter nicht eisfrei ist, mussten bei mindestens 31 Fahrten im Jahr 2024 für den Transport demnach Eisbrecher der staatlichen russischen Flotte Rosatomflot eingesetzt werden. Dieses steht jedoch unter EU-Sanktionen. Laut den Recherchen wickelte nicht die Sefe die Lieferungen ab - jedoch das Unternehmen von dem sie das Gas offiziell kauft - die Firma Yamal LNG. Und die könnte ihrerseits laut "Spiegel" bis zu 30 Millionen Euro an das sanktionierte Unternehmen überwiesen haben.

Nachfolger der Gazprom-Tochter kaufte mehr LNG-Gas als nötig aus Russland

Und die Lieferung mithilfe sanktionierter russischer Eisbrecher scheint nicht das einzige Problem zu sein. Laut den Verträgen ist die Sefe dazu verpflichtet, von der Yamal LNG lediglich 3,7 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr zu kaufen. Im Jahr 2024 wurden jedoch laut den Recherchen der Umweltschützer mindestens fünf Milliarden Kubikmeter geliefert. 

Laut Berechnungen könnte die zusätzlichen Gasmengen mindestens 300 Millionen Euro wert sein - die dann in den russischen Staatshaushalt fließen. Das Wirtschaftsministerium verweist darauf, dass man lediglich Minderkäufe aus dem Vorjahr ausgeglichen habe. Doch die weiterhin hohen Importzahlen weisen nicht gerade auf eine Minderung der Gaslieferungen hin. 

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