Echtheitssiegel für mehr Sonys und PEN-Pläne – die Fotonews der Woche 11/2025

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Seit es diese Kolumne gibt, ist das von Adobe angestoßene und fast der gesamten Fotobranche unterstützte Echtheitssiegel nach CAI/C2PA hier Thema – und auch nach über zwei Jahren gibt es das nicht breit verfügbar. Das dürfte auch so bleiben, wenn man zwischen den Zeilen dessen liest, was Sony in den vergangenen Wochen alles angekündigt hat.

Zum einen gibt es die Firmware 5.00 für die A7 IV, und zum anderen eine Informationsseite zur sogenannten "Kamera-Authentizitätslösung". Der Name ist so holprig wie der Rest der ganzen Bemühungen. Dabei geht es sowohl um die Echtheit der Aufnahme mit einer realen Kamera – im Unterschied zu KI-erstellten Bildern, als auch der von Ort, Zeit, Beschnitt und anderen Elementen eines echten Pressefotos. All das soll und muss nachprüfbar sein, erst recht im Zeitalter von Deepfakes. Idealerweise in allen, auch sozialen, Medien, in denen Bilder veröffentlicht werden.

CAI von Sony vorerst nur für Nachrichtenorganisationen

Sonys Lösung, im Original "Write Digital Signature" genannt, ist da offenbar noch lange nicht so weit, die Funktionen für die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wer sie nutzen will, soll sich an das Unternehmen wenden, eine kostenpflichtige Lizenz erwerben und dann weitere Informationen erhalten. Nur, dass man dafür auch noch Teil einer "Nachrichtenorganisation" sein muss, wie Sony auf seiner Webseite schreibt. Das soll "zunächst" gelten, man darf also hoffen, dass unter anderem auch freie Fotojournalisten die Funktionen eines Tages nutzen dürfen.

Warum Sony bei dem Thema so zögerlich ist, mag man sich fragen. Das Unternehmen arbeitet seit über einem Jahr mit der Nachrichtenagentur AP für das Echtheitssiegel zusammen. Vor gut einem Jahr schrieben wir hier schon, dass die "CAI zerfasert", und daran hat sich auch im Jahr 2024 mit Olympia und den US-Präsidentschaftswahlen offenbar nichts geändert. Man könnte annehmen, dass diese Ereignisse für alle Beteiligten ausgereicht hätten, um die Workflows zu testen. Zudem steht und fällt die ganze Idee mit der Software-Unterstützung durch digitale Medien, insbesondere so der sogenannten sozialen. Doch auch da sehen wir kaum Fortschritt, die Bemühungen sind zögerlich.

Canon plant keine Hires-R1

Gleich eine klare Absage gibt es von Canon zu einer neuen Version der R1. Zur Erinnerung: Die Kamera, im Gehäuse der R3, wurde bereits Anfang 2023 angekündigt und kam dann erst im November 2024 auf den Markt. Selbst für ein Flaggschiff und eine Profikamera – denn das ist der 7500-Euro-Klotz unzweifelhaft – eine sehr lange Zeit. Und dann auch "nur" mit den in diesem Bereich zwar üblichen, aber doch schlagbaren 24 Megapixeln. Andere Flaggschiffe mit Hochkantgriff, etwa Nikons Z9, kommen da auf 45 Megapixel.

Dennoch sagte Canon nun Petapixel, dass es keine Version der R1 mit höherer Auflösung geben soll. Neben der reinen Technik – höhere Auflösung gleich geringere Empfindlichkeit, sagt Canon – steckt in den Aussagen von Imaging-Chef Go Tokura eine Menge Tradition. Die 19. Generation der EOS-Kameras mit Modellnummer 1 sei vor allem an die Profis gerichtet, die das Unternehmen gut kennt. Und die hätten bestimmte Erwartungen, wenn man das etwas verkürzt zusammenfasst: Bloß keine Experimente! Tokura sprach aber laut der Übersetzung der Kollegen ausdrücklich davon, dass es keine andere Kamera "im Gehäuse der R1" geben würde – Hires-Profiklötze in einem anderen Design sind also durchaus denkbar.

OM System denkt über eine neue PEN nach

Für Fans eines anderen Gehäusedesigns, das lange vernachlässigt wurde, gibt es in dieser Woche jedoch gute Nachrichten: OM System arbeitet an einer neuen "PEN". Wer diese Kamerakategorie nicht ganz auf dem Schirm hat: Es handelt sich um besonders kompakte Systemkameras ohne Sucher, die schon vor zehn Jahren im inzwischen allgegenwärtigen Retro-Look gestaltet waren. Das letzte Modell, das in Europa – nicht aber den USA – auf den Markt kam, war die PEN E-P7, was auch schon wieder fast vier Jahre her ist.

Daher fragte man bei Petapixel Kazuhiro Togashi, OMs Produktchef, nach einer neuen PEN. Die soll es vielleicht geben, obwohl manche schon die kürzlich vorgestellte OM-3 als das neue Format der Retro-Kompakten dieses Herstellers angesehen hatten. Das sei aber nicht so gedacht, so der OM-Manager. Ob und wann eine neue PEN erscheint, ist aber noch völlig offen. Togashi betonte lediglich die Wichtigkeit der Marke, und dass sein Unternehmen derzeit prüft, welche Art von Kamera man unter dieser auf den Markt bringen könnte.

Wie bei Canons Aussagen oben muss man hier bei den Angaben von japanischen Managern, die sich stets sehr vorsichtig äußern, wohl zwischen den Zeilen lesen. Dennoch ist es erfreulich, dass OM den PENs nicht gleich eine generelle Absage erteilt. Falls man sich übrigens wundern sollte, warum nun gleich zwei japanische Hersteller sich etwas mehr als sonst in die Karten blicken lassen: Petapixel führte die Gespräche mit den Unternehmen auf der Messe CP+ vor zwei Wochen, sie erscheinen wie oft üblich bei Hintergrundinformationen abseits des Produkttrubels erst jetzt.

Die Geschichte der Leica 1 ganz anders erzählt

Alles, was sich heute Retro nennt, stützt sich im Design auch – wenn nicht gleich ganz – auf das, was mit der Leica 1 vor einhundert Jahren begonnen hat. Eigentlich sogar jede moderne Kamera, denn was wir heute "Vollformat" nennen, nah mit dem Kleinbildfilm für die kleine Leica den Anfang. So, wie manche Vollformat-Verfechter heute bisweilen auf APS-C, MFT und andere Sensorgrößen herabblicken, erging es in den 1920er Jahren erst recht dem Kleinbildfilm, wo die damaligen Profis noch Rollfilm bevorzugten. Das zog sich über Jahre hin, wie unser Autor Bernd Kieckhöfel beschreibt. In unserer Empfehlung für den Long Read zum Sonntagabend oder den Wochenstart zeichnet er die Entwicklung der Leica 1 auch mit Blick auf deren Film und den Erfinder Oskar Barnack als Fotografen nach. Wie beim Fotografieren gilt eben auch beim Schreiben: Eine andere Perspektive lohnt sich meistens.

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