Börsen-Schock - Lässt Trump Aktienmärkte mit Absicht crashen?

Während Donald Trumps Politik die Kurse an den US-Börsen abrauschen lässt, erklären Internetnutzer die fragwürdigen Entscheidungen des US-Präsidenten wie in einem Hollywood-Krimi. Trump crasht die Börsen angeblich...

  • um die US-Notenbank FED zu Zinssenkungen zu bewegen.
  • um seinem Amtsvorgänger Joe Biden zu schaden.
  • weil er auf fallende Kurse gesetzt hat.
  • weil er ein russischer Spion ist.
  • weil er die Firmen dann billig aufkaufen kann.

Alle Erklärungen teilen zwei Gemeinsamkeiten:

  1. Für sie fehlen Belege.
  2. Sie beruhigen Anleger, weil sie Trump als schlauer darstellen, als er ist. Die Wahrheit ist aller Wahrscheinlichkeit nach noch viel besorgniserregender.

Schauen wir uns also die wahrscheinlichere Erklärung an, die ganz ohne Hollywood-Elemente auskommt. 

1. Trump handelt aus Unwissenheit, nicht mit Bedacht

Trump kann keinen großen Plan verfolgen, weil er gar nicht versteht, was er tut.

Trump versteht Zölle nicht

Obwohl Trump viel mit Zöllen droht, deutet alles darauf hin, dass er diese nicht richtig versteht.

Trump bewirbt Zölle in seinen Reden als Lösung aller Probleme: Sie stärken angeblich die US-Industrie, setzen andere Länder unter Druck, gleichen das Handelsdefizit aus und bringen Geld in die Staatskasse. Das stimmt nicht. 

Zölle könnten diese Ziele zwar unterstützen. Aber nicht in dem Maße, wie Trump hofft, und vor allem nicht alle Ziele gleichzeitig:

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  • Nutzen die USA Zölle als Druckmittel, müssen sie diese abschaffen, sobald ein Land nachgibt. Dann bringen sie auch keine Einnahmen mehr.
  • Sollen Zölle US-Produkte attraktiver machen, kaufen die Menschen weniger Güter aus dem Ausland. Auch dann bringen die Zölle weniger Einnahmen. 

Die Ziele schließen sich aus. Dadurch bringen Zölle dem Staat weniger, als Trump behauptet. 

Den Menschen schaden sie dafür mehr: Trump verspricht, Zölle seien eine Steuer auf ausländische Unternehmen. Auch das stimmt nicht: Die Käufer eines Produkts zahlen den Zoll, nicht das verkaufende Unternehmen. Die Zölle zahlen die Menschen in den USA. Die Notenbank warnt bereits vor Inflation.

Trump hat das Werkzeug Zölle also nicht verstanden. Doch es kommt schlimmer: Er versteht auch das Problem nicht, das er damit bekämpfen will.

Trump versteht den Welthandel nicht

Trump verhängt Zölle, weil er behauptet, der Rest der Welt nutze die USA aus. Das Land kaufe viel mehr von anderen Ländern ein, als es an diese verkauft. Auch das versteht er falsch:

  • Zwar kaufen die USA viel mehr physische Produkte vom Rest der Welt, als sie dorthin verkaufen: Fernseher, Handys und T-Shirts lassen sie beispielsweise günstig in Fernost fertigen.
  • Dies liegt aber daran, dass die USA mit weitem Abstand das wohlhabendste größere Land der Welt sind. Wer T-Shirts zusammenflickt, verdient zu wenig für dicke Autos. Schlechte Jobs lassen die Amerikaner woanders erledigen.
  • Diesen Fakt bildet die negative Handelsbilanz ab: Sie berücksichtigt nur physische Produkte. Was Trump als Ausnutzerei missversteht, ist ein Zeichen von Wohlstand.

Die USA exportieren dafür moderne Hochtechnologie-Produkte in die gesamte Welt: 

  • Soziale Medien und Internet: Bei Computerdienstleistungen nahmen die USA gegenüber der EU im Jahr 2023 laut Eurostat 110 Milliarden Euro mehr ein, als sie ausgaben. Meta (Facebook), Alphabet (Google) und Co. machen die USA reich.
  • Banken: Millionen deutscher Sparer sparen mit US-ETFs für das Alter. Dafür überweisen sie jährlich Gebühren über den Atlantik. 2022 nahmen allein die vier größten US-Banken in Deutschland mit Gebühren wie diesen 536 Milliarden Euro ein. Dies geht aus Zahlen des Verbands der Auslandsbanken hervor, über die die ARD berichtet.
  • Patente: Die USA melden viele Patente an. Nutzen andere Firmen die Technologie, überweisen sie Geld nach Nordamerika.

Die USA verkaufen der Welt also Hochprofitables und decken sich im Gegenzug günstig mit Alltagswaren ein. Das ist kein Problem, wie Trump es beschreibt. Es ist ein Erfolgsrezept. Es macht die USA reich. Sein Versprechen, dies zu ändern, gleicht einer Drohung.

Fazit: Trumps Äußerungen erinnern nicht an jemanden mit einem Plan. Sie erinnern an einen aufmerksamkeitssuchenden und zuweilen überforderten Menschen. So jemand crasht die Börse nicht absichtlich.

2. Trump kann mehr verlieren als gewinnen

Was ebenfalls gegen einen großen Plan spricht: Die Verschwörungstheorien behaupten alle, Trump wolle die US-Wirtschaft nach einem Crash wieder wachsen lassen. Er richtet aber langfristigen Schaden an, von dem sich die Wirtschaft schlimmstenfalls nicht so schnell erholt. Deshalb nützt es ihm auch nichts, wenn er die US-Zentralbank dadurch zu Zinnsenkungen zwingt: Er verliert viel mehr, als er gewinnt.

Europa und Kanada: Trump riskiert seinen wichtigsten Wohlstandsfaktor

  • Während Trump durch die Politik poltert, zerstören seine Erpressungen seit Jahrzehnten gewachsene Bündnisse: Deutschland, Europa, Kanada.
  • Die betroffenen Länder steuern gegen: Gegenzölle haben sie bereits verhängt.
  • Die Länder könnten auch größere Geschütze auffahren: Sie könnten Zölle auf Facebook und Google verhängen, auf US-Banken und andere Pfeiler des amerikanischen Wohlstands.
  • Diese Länder könnten diese Firmen auch ganz aus ihren Märkten verbannen.

Trump kämpft also um mehr Produktion in den USA – ein vergleichsweise geringer Gewinn – und riskiert dafür den wichtigsten Wohlstandsfaktor seines Landes:

  • Verbannt die EU Facebook, Amazon und Google und richtet ihre eigenen Versionen dieser Seiten ein – technisch gesehen ein Leichtes –, brechen den US-Firmen ihre gesamten europäischen Einnahmen weg.
  • Europa könnte auch einen Zoll auf diese Firmen erheben und dadurch ihre Marktposition im Vergleich zu europäischen Konkurrenten schwächen. Der Effekt wäre ähnlich wie bei einer Verbannung, nur schwächer.
  • Europa könnte seine Anleger per Gesetz zwingen, ETFs und andere Produkte bei europäischen Geldhäusern zu kaufen. Größere Nachteile bereitet das den Anlegern nicht. Die USA verlieren aber viel Geld.

Bislang vermeiden diese Länder harte Gegenmaßnahmen, weil sie vom friedlichen Miteinander profitieren. Macht Trump aber so weiter, könnte sich das bald ändern. Dann helfen ihm auch Zinssenkungen, die er laut Verschwörungstheorien angeblich erreichen will, nichts mehr.

China: Das Risiko in Taiwan und neue Allianzen

Ein genauso großes Risiko geht Trump in Asien ein:

  • Trump zweifelt am Beistand für Taiwan, der das verfeindete China bislang von einer Invasion abschreckte. Sein Denken in Einflussgebieten für Großmächte ermutigt die Regierung in Peking womöglich eher zu einer Invasion.
  • In Taiwan stellt TSMC einen Großteil der weltweiten Mikrochips her, unter anderem für den US-Boomkonzern Nvidia.
  • Besetzt China Taiwan, kontrolliert Peking den Zugang des Westens zu den Mikrochips, ohne die heute kaum noch etwas funktioniert.
  • Die USA und Europa werden dann enorm erpressbar. Schlimmstenfalls lässt China unsere Wirtschaft einstürzen. Ein eigentlich durch nichts zu rechtfertigendes Risiko.

China besetzt zudem gerne die Lücken, die der Rückzug der USA aufreißt: Kleineren Ländern, die ohne die USA militärisch hilflos bleiben, bleibt wenig übrig, als sich Peking zuzuwenden. Durch diese neuen Allianzen bleibt immer weniger Länder einen Grund, den USA freien Zugang zu ihren Märkten zu erlauben.

Fazit: Trump wähnt sich in der Rolle des Stärkeren. Das ist er aber nicht. Schlimmstenfalls brockt ihm seine Politik einen so großen Wirtschaftskollaps ein, dass er daraus nie wieder herauskommt. Auch diese Fehleinschätzung deutet nicht auf einen großen Plan hin.

3. Trump bereichert sich viel direkter

Vielleicht das wichtigste Argument gegen einen absichtlichen Börsencrash: Trump braucht diesen nicht, um sich zu bereichern. Er tut dies bereits auf viel direkteren, einfacheren Wegen.

Bestes Beispiel: Trump legte im Januar eine eigene Kryptowährung namens $Trump für sich und eine Währung namens $Melania für seine Frau auf. Danielle Brian, Leiterin der Kontrollgruppe staatlicher Aktivitäten „Project On Government Oversight“, sagte, nannte dies „besorgniserregend“ und einen „eklatanten finanziellen Interessenkonflikt“:

  • An seiner eigenen Währung hält Trump drei Viertel aller Coins. Experten schätzen deren Wert kurz nach der Veröffentlichung auf über 20 Milliarden Euro. Das übrige Viertel der Coins ist frei am Markt erhältlich.
  • Weil die Coins nicht als offizielles Zahlungsmittel taugen, sind sie faktisch so viel wert wie Monopoly-Geld: nichts. Privatanleger haben eigentlich keinen Grund, sie zu kaufen.
  • Trotzdem schossen die Kurse nach der Veröffentlichung massiv in die Höhe. Trump wurde dadurch auf dem Papier zu einem der reichsten Menschen der Welt.
  • Bevor ihm dies etwas nützt, muss er die wertlosen Coins gegen tatsächlich wertvolle US-Dollar eintauschen.
  • Wer Trumps Coin kauft, hält deren Kurs hoch und gibt dem Präsidenten die Möglichkeit, seinen Anteil zu verkaufen.
  • Weil niemand nachvollziehen kann, wer Kryptowährungen kauft, weiß auch niemand, wer den Trump Coin kauft.

Experten, Aufsichtsbehörden und ehemalige Trump-Mitarbeiter warnen daher vor Korruption wie in einer "Bananenrepublik": 

  • Wer etwas von Trump will, kauft seinen Coin.
  • Dann lässt er den Präsidenten wissen, wer der Käufer war.
  • Schon hat er den mächtigsten Menschen der Welt bestochen, ohne dass ihm eine Behörde auf die Schliche kommt.

Wer über Korruption bei Trump nachdenkt, braucht also keine Hollywood-Verschwörungen mit ungewissem Ausgang bemühen. Erschreckenderweise lautet die deutlich wahrscheinlichere Erklärung: Trump weiß, wie er sich viel einfacher bereichert.

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