Eutelsat bietet sich als Ersatz für Starlink in der Ukraine an
Die EU-Kommission will der Ukraine dabei helfen, Kapazitäten für die Satellitenkommunikation zu sichern. Elon Musk hat laut einem Reuters-Bericht damit gedroht, Kiew den Zugang zu seinem Starlink-Netzwerk zu entziehen. Ein Aspirant für eine Alternative ist der französisch-britische Satellitenbetreiber Eutelsat. Dessen Chefin Eva Berneke zufolge nehmen die Gespräche mit der Kommission dazu Fahrt auf. Sie werde oft gefragt, ob Eutelsat angesichts der Zweifel an der Bündnistreue der USA unter Präsident Donald Trump und dem Agieren von Musk "die große Anzahl von Starlink-Terminals in der Ukraine ersetzen" könne, erklärte die dänische Ingenieurin in einem Interview mit Bloomberg TV. Das prüfe der Konzern aktuell.
Eutelsat sei bereits in der Ukraine aktiv und verfüge dort derzeit über Tausende von Endgeräten, aber nicht alle seien ans Netz angeschlossen, führte Berneke laut Bloomberg aus. Das Unternehmen rede gerade mit Lieferanten, um sowohl besondere militärische Empfangshardware als auch Standard-Terminals bereitzustellen. Sie rechnet mit "ein paar Monaten", um 40.000 Satellitenschüsseln in der Ukraine verfügbar zu machen. Das entspricht in etwa der aktuellen Zahl der Starlink-Terminals in dem von Russland angegriffenen Land. Um die Zahl der einschlägigen Daten-Relaisstationen in der Ukraine rasch zu erhöhen, benötigt Eutelsat Berneke zufolge aber finanzielle und logistische Unterstützung.
Das OneWeb-Netzwerk des Konzerns verfügt über rund 630 Satelliten in einer Umlaufbahn in einer Höhe von 1200 Kilometern im Low Earth Orbit (LEO) über der Erde. Sie werden von 35 miteinander gekoppelten Satelliten in einer höheren geostationären Umlaufbahn unterstützt. Die etwa 7000 künstlichen Erdtrabanten von Starlink befinden sich in einer niedrigeren LEO-Umlaufbahn in 550 Kilometern Höhe. Das bedeutet, dass Musks Betreiberfirma SpaceX mehr Satelliten benötigt, um den Globus abzudecken. Die geringere Entfernung ermöglicht aber auch eine schnellere Verbindung und gilt als besser geeignet für die Datenkommunikation.
Die EU strebt digitale Souveränität an
Dazu kommen Preisunterschiede: Eutelsat berechnet für OneWeb-Terminals bis zu 10.000 US-Dollar. Dazu kommt der monatliche Abo-Preis, der je nach Download-Geschwindigkeit 30, 45 oder 70 Euro beträgt. Starlink verlangt von Nutzern in der Ukraine eine einmalige Zahlung von 589 US-Dollar und einen nutzungsabhängigen Monatsbeitrag zwischen 95 und 440 US-Dollar.
Starlink gilt für das ukrainische Militär in seinem dreijährigen Krieg mit Russland als wichtiger Kommunikationsdienst, nachdem die Angreifer einen Teil der Telekommunikationsinfrastruktur des Landes lahmlegten. Das Netzwerk wird etwa für die Drohnensteuerung, aber auch für den Betrieb kritischer Infrastrukturen verwendet.
"Die EU-Kommission erkennt die strategische Bedeutung einer souveränen, sicheren und robusten europäischen Satellitenverbindung an", betonte ein Sprecher der Brüsseler Regierungsinstitution. Er bestätigte, dass es Unterredungen mit der Branche gebe. Kiew hat ihm zufolge auch bereits Interesse signalisiert, das bereits bestehende Govsatcom-Programm der EU zum Verknüpfen und Teilen von Satellitendiensten zwischen den Mitgliedsstaaten sowie die geplante "Infrastruktur für Resilienz, Interkonnektivität und Sicherheit durch Satelliten" (IRIS2) nutzen zu können. Diese Starlink-Alternative befindet sich aber noch im Aufbau.
Polnischer Digitalminister verwarnt Musk
Der französische EU-Abgeordnete Christophe Grudler von den Liberalen appellierte jüngst an die EU-Exekutivinstanz, dass sie anstelle von Starlink dringend "alle möglichen alternativen Satellitenlösungen prüfen sollte, die die EU der Ukraine anbieten könnte". Er hob hervor, dass die Beschleunigung der Einführung von Govsatcom in diesem Jahr durch das Überspringen des Zertifizierungsprozesses als Notlösung während der Entwicklung von IRIS2 dienen sollte.
Die Ukraine teilte voriges Jahr mit, im Land etwa 42.000 Starlink-Terminals in Betrieb zu haben, von denen etwa die Hälfte von Polen finanziert werde. Vor Kurzem bestellte Warschau 5000 weitere Empfangsgeräte für die Nachbarn. Umso empfindlicher reagiert die dortige Regierung auf die angebliche Einstellungsdrohung. Der polnische Digitalminister Krzysztof Gawkowski warnt bereits vor einer "großen internationalen Krise", sollte Musk den Starlink-Zugang der Ukraine sperren: "Ich kann mir keine Situation vorstellen, in der eine Geschäftsbeziehung zwischen Polen und einem US-Unternehmen plötzlich unterbrochen würde."
Starlink hat aufgrund der aktuellen Diskussionen und der engen Beziehungen zwischen Musk und Trump bereits Aufträge verloren. So hat etwa der kanadische Bundesstaat Ontario den Vertrag mit dem Betreiber gekündigt, wie dessen Premierminister Doug Ford diese Woche berichtete. Auch bei der italienischen Regierung sollen Zweifel am Abschluss eines 1,5 Milliarden Euro schweren Geschäfts mit Starlink wachsen. Laut Berneke befindet sich Eutelsat in Gesprächen mit Rom über die Bereitstellung sicherer Satellitenkommunikation. Auch das mexikanische Telekommunikationsunternehmen América Móvil habe seine Kooperation mit Starlink beendet, schreibt Mexico Daily. Damit gingen Musk rund 7 Milliarden US-Dollar durch die Lappen, da der Konzern das Satelliteninternet in 25 Ländern vertrieben habe.