Kosten des Bundes für Microsoft-Lizenzen steigen wieder

>Die abgewählte Ampel-Koalition hatte sich vorgenommen, bei Software und IT-Entwicklungen stärker auf Open Source zu setzen. Trotzdem ließ der Bund voriges Jahr wieder mehr Geld für die Nutzung von Lizenzen für Produkte und Services von Microsoft springen. Lagen die Kosten dafür 2023 noch bei 197,7 Millionen Euro, waren es 2024 nun 204,5 Millionen Euro. Das ist ein Plus von rund 3,44 Prozent. Einem Rekord entspricht der neue Wert aber nicht: 2022 blätterte der Bund für Microsoft-Lizenzen noch rund 209 Millionen Euro hin. 2017 waren es dagegen erst 74 Millionen Euro.

Die Zahlen stammen aus einer heise online vorliegenden Übersicht, die das Bundesinnenministerium (BMI) auf Anfrage des Bundestagsabgeordneten Victor Perli von der Gruppe "Die Linke" herausgegeben hat. Spitzenreiter bei den Ausgaben für MS 365 & Co. waren 2024 demnach wieder das Bundesverteidigungsministerium (BMVg) mit gut 107 statt 95 Millionen Euro im Vorjahr und das BMI mit knapp 38 Millionen Euro (2023: 43 Millionen). Es folgt das Bundesfinanzministerium (BMF) mit erneut über 23 Millionen Euro.

Dabei verschieben sich die Kosten von unbefristeten Lizenzen immer weiter hin zu Abo-Modellen, die regelmäßige Zahlungen an Microsoft bedeuten: So entfielen 2024 etwa 80 Millionen Euro auf dauerhafte Nutzungsrechte, während es 2023 noch 98,5 Millionen waren. Parallel gingen die Abo-Gebühren von 29 auf über 40 Millionen Euro nach oben. Im vorigen Jahr zahlte die Bundesverwaltung zudem 84 Millionen Euro für "weitere Leistungen oder Produkte" an Microsoft, während es 2023 erst 69 Millionen waren.

Neuer Rekord für Software-Lizenzen insgesamt

Die Ausgaben aller Ressorts für Lizenzen und Dienstleistungen anderer IT-Anbieter als Microsoft kletterten ebenfalls signifikant um rund 117 Millionen Euro auf nun 1,118 Milliarden im Jahr 2024 nach oben. Das ist ein neuer Höchststand. Insgesamt bezieht der Bund damit Software und Services im Wert von über 1,3 Milliarden Euro von IT-Unternehmen. 2023 waren es gut 1,2 Milliarden. Die Mehrausgaben entsprechen etwa 8,33 Prozent. Die größten Abnehmer bei Firmen jenseits von Microsoft sind das BMVg mit 461 Millionen Euro, das Auswärtige Amt mit 260 Millionen und das BMI mit 225 Millionen.

Das Innenressort verweist dabei darauf, dass es auch Lizenzen für diverse Sicherheitsbehörden sowie die Beauftragte für Kultur und Medien beschaffe. Für das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) gibt das BMI keine Zahlen an, da diese geheim seien und nur den zuständigen Kontrollgremien des Bundestags vorgelegt würden. 2024 wollte Ex-Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) zunächst komplett verhindern, dass die Öffentlichkeit Einblick in die ständig steigenden Kosten der Bundesverwaltung für Software-Lizenzen und IT- Dienstleistungen wie Beratung, Wartung und Cloud- oder Serverdienste erhält.

Delos-Cloud lässt auf sich warten

Die Bundesverwaltung sei unter der Ampel – entgegen deren Zusagen im Koalitionsvertrag – "noch abhängiger von Microsoft-Produkten geworden", kritisiert Perli. 2024 habe der Bund fast fünfmal so viel wie 2015 an den US-Konzern überwiesen. Offensichtlich könne Microsoft seine Monopolstellung ausnutzen und "der Bundesregierung die Preise diktieren". Die kommende Bundesregierung müsse endlich "den Umstieg auf kostengünstige Open-Source-Software und eine sichere Cloud-Lösung für die Verwaltung umsetzen", fordert der Linke. Das spare langfristig viel Geld und schütze die Daten der Bürger.

Das BMI erklärte auf Anfrage Perlis auch, dass die geplante zentrale Delos-Cloud für Behörden von SAP und Arvato unter Einsatz einer "privaten" Microsoft-Azure-Lösung frühestens im ersten Quartal 2027 nutzbar sein werde. Aktuell werde im Einklang mit dem IT-Rat analysiert, ob das Vorhaben den Anforderungen an Informationssicherheit, Grundschutz und Datenschutz" entspricht. Die erste Prüfphase soll im dritten Quartal 2025, die zweite Ende 2026 abgeschlossen sein. Die Kosten für die potenzielle Nutzung kann das BMF noch nicht beziffern. Informatiker warnten hier jüngst vor einer "Datenfalle".

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