Touristen merken gar nicht, dass Holzverschlag historische Papst-Stätte verhüllt

Er sieht schon ziemlich merkwürdig aus, dieser drei Meter hohe Sperrholzkasten, der in der Basilika Santa Maria Maggiore am westlichen Seitenschiff zwischen zwei Beichtstühlen klebt. Doch viele Besucher würdigen das merkwürdige Ding keines Blickes. 

Die meisten Touristen wundern sich eher über jene, die den Kasten fotografieren. 

Sie bemerken nicht, dass sich Handwerker durch eine schmale Tür immer wieder geheimnisvoll hinein- oder hinausquetschen. So wollen sie verhindern, dass ein Normalsterblicher vom Vatikan unautorisiert vor der Bestattung von Papst Franziskus das Grab zu Gesicht bekommt, das hier nämlich im Verborgenen vorbereitet wird.

Franziskus über Begräbnis: "Vatikan mein letzter Arbeitsplatz, aber nicht Wohnort für die Ewigkeit"

Es war Franziskus' Wunsch, sich in dieser Basilika in Rom und nicht im Petersdom bestatten zu lassen. Der Vatikan sei zwar "mein letzter Arbeitsplatz auf Erden", verriet der Papst, der bürgerlich Jorge Maria Bergoglio hieß, in seiner im Januar erschienenen Autobiografie "Hoffe" – "aber nicht der Wohnort für die Ewigkeit". 

Hinter dieser Entscheidung verbergen sich vor allem zwei Gründe. Grund eins: Franziskus, der sich besonders für die Armen einsetzte, war eine Bestattung im Petersdom zu "pompös". Grund zwei: Er hatte zu der Kirche ein sehr inniges Verhältnis.

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Das gilt besonders für die Marienfigur "Regina della Pace" ("Königin des Friedens"), von der er sich während seines 13 Jahre dauernden Pontifikats "mehr als hundertmal umarmen ließ", wenn er vor oder nach seinen Reisen auf einen Abstecher zu Gebeten in das mächtige Gotteshaus kam, dessen Grundmauern vor 1600 Jahren auf einem der sieben Hügel Roms errichtet worden war. Seine Grabstätte liegt nur wenige Meter von der Statue entfernt.

Santa Maria Maggiore, Grabkirche von Papst Franziskus in Rom. Ulf Lücdeke / FOCUS online

"Der Papst wollte unsichtbar sein, wenn er die Königin des Friedens besuchte"

Einer, der den Papst oft bei seinen spontanen Besuchen erlebt hat, heißt Vivian Rebello, einer von zwölf Beichtvätern der Kirche. "Wenn er kam, dann ganz spontan, ohne Ankündigung. Er wollte am liebsten unsichtbar sein, um die liturgischen Abläufe der Santa Maria Maggiore in keiner Weise zu stören." 

Der Papst habe die Regina della Pace begrüßt "und ihr jedes Mal ein Blumenbouquet mitgebracht. "Dann hat er etwa fünf bis zehn Minuten allein gebetet und ist so einfach, wie er gekommen war, wieder fortgegangen", sagt der Beichtvater. "

"Papst war gerade tot, da rannten Kunden uns die Bude ein"

Die Basilika Santa Maria Maggiore ist eine von vier päpstlichen Kirchen Roms und allein schon deswegen von außerordentlicher Bedeutung. Knapp vier Kilometer Luftlinie vom Vatikan gelegen, war sie schon vor der geplanten Beisetzung von Franziskus ein touristischer Anziehungspunkt. Denn hier liegen bereits sieben andere Päpste aus dem 12. bis 16. Jahrhundert.

Dass die Beisetzung von Papst Franziskus die Bedeutung der Basilika weiter erhöhen wird, davon sind auch viele Geschäftsleute in unmittelbarer Umgebung fest überzeugt. So auch die Betreiberin des "Café Maggiore", das direkt gegenüber der östlichen Ecke des Gotteshauses auf der anderen Straßenseite liegt.

"Der Papst war gerade gestorben, da haben uns Kunden schon die Bude eingerannt. Und das setzte sich an den Tagen danach fort. Die Beisetzung von Franziskus wird für die Geschäftsleute hier alles ändern und die Umsätze steigen lassen, da bin ich mir ganz sicher", sagt die Betreiberin, die gerade keine große Zeit zum Reden hat. 

Devotionalien von Papst Franziskus werden vor der Santa Maria Maggiore, seiner Grabkirche in Rom, feilgeboten. Ulf Lüdeke / FOCUS online

Franziskus-Artikel im Nu ausgekauft

Ein Inder betreibt wenige Meter von dem Café entfernt einen Laden für Souvenirs. "Wir hatten viele Artikel von Franziskus hier bei uns im Geschäft. Er war ja der aktuelle Papst. Aber als dann die Meldung von seinem Tod kam, waren alle Franziskus-Artikel im Nu ausverkauft."

Neue Ware sei bestellt, "wir bekommen viele neue Sachen mit Fotos von Franziskus", die würden alle gerade produziert. "Für uns ist das gut, dass der Papst hier um die Ecke beerdigt wird. Wir sind stolz darauf, und außerdem ist es auch gut für das Geschäft."

Trattoria-Besitzer hofft auf "positiven Papst-Effekt"

Auch Michele, der die "Trattoria Pizzeria Nuova Stella" in der Via Gioberti betreibt, von deren Außentischen man auf die Rückseite der Basilika schaut, glaubt an einen positiven Papst-Effekt für das Geschäft. "Bei uns ist die Welle zwar noch nicht angekommen, aber ich bin mir sicher, dass das schon bald der Fall sein wird."

Wichtiger aber sei ihm, "dass sich die Menschen ändern". Womit er Herumtreiber und Drogendealer meint, die von Termini, dem nahegelegenen Hauptbahnhof, immer wieder Ausflüge in seine Straße unternähmen und immer wieder klauten.

Grabstelle von Papst Franziskus in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom. Ulf Lüdeke / FOCUS online

Der Papst sorgte vor seinem Tod selbst dafür, in der Basilika fast unsichtbar zu bleiben

Der Wunsch vom Unsichtbarsein, von dem laut Beichtvater Vivian Rebello Papst Franziskus träumte, wann immer er nach Santa Maria Maggiore kam, wird um die Kirche herum wohl kaum in Erfüllung gehen. Schon jetzt liegen auf den Tischen von Straßenhändlern etliche Devotionalien, die Franziskus gedruckt auf Münzen, als Foto auf Buttons oder in Plastik und Gips gegossen als Miniaturstatur zeigen.

Was die Gestaltung seines Grabes in der Basilika betrifft, hat Franziskus selbst schon vor zwei Jahren alles Nötige in die Wege geleitet. Sein Grab soll den Charakter des mehr als anderthalb Jahrtausende alten Kirchenbaus nicht beeinflussen. Denn auf der Grabplatte soll im Gegensatz zu seinen sieben hier bestatteten Vorgängern nur ein einziger Name stehen: Franciscus.

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