Sommerreifen im Test: Sparen ist keine gute Idee | heise autos
Wer in Preisvergleichern wie Geizhals nach Sommerreifen im Format 225/45 R18 sucht, wird aktuell Angebote zwischen etwa 50 und mehr als 500 Euro finden. Dabei ist das Angebot an Pneus für weniger als 70 Euro wesentlich größer als das für mehr als 200. Da auch hier die Nachfrage das Angebot formt, stellt sich die Frage, ob man mit einem billigen Reifen nicht ebenso gut auskommt. Die kurze Antwort darauf ist: Nein. Ein aktueller Test von GTÜ, ARBÖ und Auto Zeitung zeigt, warum eine allzu ausgeprägte Sparsamkeit in diesem Fall eine sehr schlechte Idee ist – und nicht einmal Geld spart.
Eine Frage der Kriterien
Zehn Sommerreifen haben die drei Partner getestet und dabei erhebliche Unterschiede gefunden. Angetreten sind folgende Kandidaten, die wir nach dem Preis pro Satz sortiert haben:
Preis Euro | km-Laufleistung* | Punkte im Test | Rollwiderstand kg/t | Bremsweg aus 100 km/h* | |
Mastersteel Super Sport 2 | 300 | 20.000 | 154 | 7,35 | 36,9 / 52,7 |
Triangle EffeXSport TH202 | 310 | 20.000 | 167 | 9,05 | 36,1 / 52 |
Toyo Proxes Sport 2 | 570 | 30.000 | 228 | 8,8 | 33,6 / 46,6 |
Falken Azenis FK520 | 575 | 40.000 | 219 | 8,7 | 34,2 / 48,2 |
Vredestein Ultrac Pro | 580 | 32.500 | 230 | 8,85 | 35 / 47,3 |
Bridgestone Potenza Sport | 630 | 35.000 | 265 | 10,15 | 33 / 42,5 |
Goodyear Eagle F1 Asymmetric 6 | 665 | 50.000 | 279 | 8,35 | 33,3 / 43,3 |
Continental PremiumContact7 | 675 | 42.500 | 274 | 8,25 | 33,6 / 41,8 |
Pirelli P Zero | 695 | 32.500 | 254 | 8,6 | 33,9 / 45,2 |
Michelin Pilot Sport 5 | 750 | 45.000 | 260 | 8,85 | 33,5 / 44,4 |
* Durchschnittspreis je Satz, Stand Ende August 2024 | * prognostiziert | * trockene / nasse Fahrbahn |
Nun ist die Frage nach einem Testsieg gerade bei Reifen nicht ganz einfach zu beantworten, weil die individuelle Gewichtung durchaus anders ausfallen kann als von der Testcrew beschlossen. Das erklärt auch, warum der ADAC bei seinem Test mit fast identischen Abmessungen zu leicht abweichenden Ergebnissen gekommen ist. Nicht jedem wird wichtig sein, ob er mit den Reifen einen Handlingkurs in 1:09,9 oder nur mit 1:10,4 Minuten bewältigen kann oder auf einer nassen Kreisbahn 11,1 oder 11,4 Sekunden braucht. Bei ein paar Kriterien lohnt es sich allerdings, genauer hinzusehen. Dazu zählen Rollwiderstand, Bremsweg und Laufleistung.
Rollwiderstand
Der Rollwiderstand hat direkten Einfluss auf den Fahrenergiebedarf. Je höher das Tempo, desto höher ist auch dieser Widerstand. Für Vielfahrer, die überproportional auf der Autobahn unterwegs sind, spielt das also eine größere Rolle als für Nutzer, die vor allem kurze Strecken innerorts fahren. Die Tester geben den Wert mit kg/Tonne an. Das Ergebnis ist ein Koeffizient, der sich als Quotient aus Rollwiderstand (gemessen in kg oder N) und Fahrzeugmasse (kN oder Tonnen) errechnet. Der billige Reifen von Mastersteel unterbietet die Konkurrenz zum Teil deutlich, Bridgestone schwächelt in dieser Disziplin.
Auch beim Bremsen offenbaren sich große Unterschiede. Schon auf trockenen Straßen liegen zwischen dem besten und dem schlechtesten Pneu fast vier Meter Bremsweg. Noch größer wird der Unterschied bei der Verzögerung auf nasser Fahrbahn. Dort sind es dann fast 11 m, und allein das sollte einem der Aufpreis eigentlich wert sein.
Einfluss auf den Verbrauch
Auf einem Rollenprüfstand spulten die Testreifen mehr als 5000 km ab. Anhand der Ergebnisse prognostizieren die Prüfer die zu erwartende Laufleistung. Spätestens an dieser Stelle relativieren sich einige Preisunterschiede geradezu dramatisch. Die beiden Billig-Pneus sind nach 20.000 km reif für den Tausch, die besten schaffen mehr als das Doppelte. Rechnet der kluge Käufer die Montage- und Entsorgungskosten hinzu, wird klar, dass man mit den vermeintlich günstigen Reifen insgesamt kein Geld spart.
Reifenabrieb hinterlässt Mikroplastik in der Umwelt, und auch hier zeigen sich größere Unterschiede zwischen den Reifen im Test. Die beiden Spitzenreiter kommen je tausend Kilometer auf einen Abrieb von 0,085 mm (Michelin) beziehungsweise 0,088 (Goodyear). Die in dieser Hinsicht schlechtesten Reifen sind die von Triangle mit 0,185 mm Verlust je 1000 km und von Pirelli (0,147).
Fazit
Etwa 600 Euro für einen guten Satz Sommerreifen der Dimension 225/45 R18 sollte man einplanen. Zwar gibt es auch Pneus für deutlich weniger Geld, doch sowohl die schlechten Bremsleistungen als auch der hohe Verschleiß machen sie zu einer schlechten Wahl. Wer sparen will, nutzt Preisvergleicher und vermeidet, sofern möglich, die klassischen Reifen-Wechselsaisons in Frühjahr und Herbst. Denn wenn die Nachfrage hoch ist, sind die Preise es eben auch.