Traum von Donald Trump: Ist ein iPhone aus den USA möglich?

Heute 20 Prozent, dann wieder 145 Prozent, dann wieder 20 Prozent – und zwischendurch mal gar keine Zölle: Momentan ist es schwierig, dem erratischen Vorgehen der Trump-Administration zu folgen, die nach eigenen Angaben versucht, wieder mehr Industrieansiedlungen in den USA zu ermöglichen und parallel das Handelsdefizit zu verringern. Das Problem: Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Kein Unternehmen – auch nicht die gewieften Logistiker bei Apple – kann innerhalb kürzester Zeit die Produktion umstellen. Schon der Umzug von 20 Prozent der iPhone-Kapazität nach Indien dauerte Jahre und war mit Schmerzen verbunden. Es braucht also einen realistischen Blick. Können iPhones in den USA produziert werden, ohne dass die Geräte 3000 US-Dollar und mehr kosten? Und wenn ja, wie?

Problem Automatisierung

Apples Lieferkette in China hat sich über Jahrzehnte etabliert. Der Konzern produziert schon lange nicht mehr selbst, sondern verwendet Auftragsfertiger wie Foxconn, die wiederum über eine Million Mitarbeiter quasi auf Abruf vorhalten. Das war in letzter Zeit nicht mehr ganz so einfach, da auch in China die jungen Menschen immer weniger Lust auf diese Art von Jobs haben. Trotzdem läuft die Produktion jedes Jahr nahezu reibungslos – und es rollen bis zu 200 Millionen iPhones plus Macs und viel Zubehör vom Band.

Allein die Vorlieferanten in den USA aufzubauen (oder zu gewinnen) wäre enorm schwer – falls sie denn überhaupt vorhanden sind. In Indien arbeiten die Fertiger vor allem mit Teilen aus China, während Apple versucht, mehr und mehr Komponenten lokal zu produzieren. Natürlich könnte Apple auch einfach die chinesischen Komponenten in den USA montieren lassen. Doch das wiederum müsste stark automatisiert geschehen, weil einfach die notwendigen Mengen an Arbeitskräften nicht zur Verfügung stehen. Und die Automatisierung müsste wiederum jemand aufbauen.

Fachkräftemangel

Schließlich gibt es noch ein weiteres Problem: den Fachkräftemangel. In China steht ein Heer sogenannter Tooling Engineers bereit, das Produktionsketten aufbaut, Maschinen einrichtet und dafür sorgt, dass die Fertigung reibungslos läuft. "Die Anzahl der Tooling Engineers in den USA könnte man wohl in einen Raum stecken", soll Apple CEO Tim Cook einmal gesagt haben. In China seien es viele Tausende.

In der US-Regierung gibt man sich dennoch optimistisch. "Die Armee von Abermillionen Menschen [in China] wird automatisiert werden", so Handelsstaatssekretär Howard Lutnick gegenüber US-Medien. Doch ginge das überhaupt? Apples Produktion ändert sich so schnell, dass ein Eingreifen durch Menschen notwendig ist. Die Crux ist und bleibt das iPhone, Apples wichtigstes Produkt. Der Analyst Dan Ives vom Investmenthaus Wedbush glaubt gar, dass iPhones, die in West Virginia oder New Jersey hergestellt würden, bis zu 3500 Dollar kosten würden. Er hält ein Reshoring für unmöglich, das sei "eine fiktionale Erzählung".

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