Gegen Fachkräftemangel: Drei von vier Firmen schulen Personal für Industrie 4.0

Rund drei Viertel der deutschen Industrieunternehmen investieren in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter im Umgang mit vernetzten Produktionsmaschinen und -prozessen. Das zeigt eine Befragung des Digitalverbandes Bitkom. Zusätzlich zu eigenen Fortbildungsmaßnahmen für Industrie 4.0 setzen mehr als vier von zehn Betrieben auf Entlassungen bei der Konkurrenz, um ihren eigenen Fachkräftemangel abzudecken. Außerdem könne Industrie 4.0 auch Beschäftigte mit geringer Qualifikation bei anspruchsvollen Aufgaben unterstützen, etwa durch den Einsatz digitaler Assistenzsysteme, so Nick Kriegskotte vom Bitkom-Verband.

Industrie benötigt mehr qualifizierte Fachkräfte

Dennoch erwarten 68 Prozent der deutschen Industrieunternehmen einen Stellenabbau bei gering qualifizierten Beschäftigten. Gleichzeitig erwartet derselbe Anteil, dass mit zunehmendem Einsatz von Industrie 4.0 künftig die Anzahl an Arbeitsplätzen für qualifizierte Fachkräfte steigen wird. Um das Zusammenspiel von IT und Datenanalysen mit Fertigungsprozessen verstehen zu können, seien umfangreiche Qualifikationen nötig, erklärt Kriegskotte. Dennoch könne die Technologie einfache Aufgaben automatisch ausführen, sodass auch Geringqualifizierte komplexere Tätigkeiten übernehmen könnten.

Zudem seien automatische Technologien in der Produktion aufgrund der Analyse von Echtzeitdaten weniger fehleranfällig. Davon sind 57 Prozent der befragten Betriebe überzeugt. Dass Industrie 4.0 die Herausforderungen des Fachkräftemangels mildern kann, glauben den Bitkom-Zahlen zufolge rund 32 Prozent der deutschen Industrie. Ein ähnlich großer Anteil von 34 Prozent erwartet jedoch aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage in den kommenden Monaten mit einem Stellenabbau. Rund 44 Prozent der Industrieunternehmen wollen das für sich nutzen und entlassene Mitarbeiter anderer Firmen einstellen, um den eigenen Bedarf zu decken.

Deutsche Firmen: KI-Nutzung entscheidet über Konkurrenzfähigkeit

Für die Bitkom-Studie befragten die Autoren 552 deutsche Industriebetriebe mit mehr als 100 Mitarbeitern. Laut einer anderen Befragung des Branchenverbandes sehen rund 80 Prozent der deutschen Industrie im Einsatz von KI einen entscheidenden Faktor für die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Fast die Hälfte der Firmen glaubt, Deutschland verschlafe den KI-Wandel. Im internationalen Vergleich erachten deutsche Firmen die chinesische Wirtschaft bei Industrie 4.0 als führend und sprechen sich mehrheitlich für rechtliche Klarheit und gegen Überregulierung aus.

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