US-Polizei steckt deutsche Touristen in Einzelhaft: „Wie in einem Horrorfilm“
Unter der Führung von Präsident Donald Trump hat sich die Einwanderungspolitik der USA drastisch verschärft – und die Konsequenzen reichen weit über die Grenzen der illegalen Migration hinaus. So trifft die neue harte Linie offenbar zunehmend auch harmlose Urlauber. Touristen, die durchs Land reisen oder zu Besuch bei amerikanischen Freunden sind, finden sich plötzlich unerwartet im Fadenkreuz der Behörden wieder. Auch zwei deutsche Reisende sind betroffen.
Fall 1: Tattoo-Künstlerin aus Berlin gerät ins Netz der US-Grenzer
25. Januar, Grenzübergang Tijuana-San Diego: Die 29-jährige deutsche Tattoo-Künstlerin Jessica Brösche will zu Fuß aus Mexiko die USA betreten. Im Gepäck hat sie ihre Tätowierutensilien. Doch die sollen ihr an der Grenze zum Verhängnis werden: Die US-Grenzbehörde ICE stoppt sie sofort. Der Verdacht: Brösche wolle in den USA arbeiten, was mit ihrem gültigen Touristenvisum nicht erlaubt ist.
Dabei wollte die Berlinerin eigentlich nur ihre Freundin Amelia Nikita Lofving in Los Angeles besuchen. „Die Tätowierutensilien waren ausschließlich für den privaten Gebrauch gedacht", betonte Lofving gegenüber amerikanischen Medien.
Doch die Behörden sahen das offensichtlich anders. Noch am selben Tag wurde Brösche in Handschellen abgeführt und ins Otay Mesa Detention Center gebracht – eine Einrichtung nahe der Grenze, die laut „Bild“-Informationen immer wieder wegen schlechter Bedingungen und Missständen in der Kritik steht. Bis heute sitzt die 29-Jährige dort in Abschiebehaft, 8 Tage davon nach eigener Aussage in Isolation, einer besonders harten Form der Inhaftierung.
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Experte: Trumps neue Einwanderungspolitik „äußerst besorgniserregend"
Laut Jeff Joseph, Präsident des US-Anwaltsverbands für Einwanderungsrecht, sei ein derart langer Verbleib in einer Abschiebeanstalt „äußerst besorgniserregend". Zwar könnten die Behörden gemäß US-Einwanderungsgesetzen ein zuvor erteiltes Touristenvisum widerrufen, wenn Bedenken hinsichtlich der Rechtmäßigkeit der Einreise aufkommen. In der Regel, so Joseph zu „T-online“, könnten Betroffene ihren Antrag auf Einreise aber zurückziehen und umgehend in ihr Heimatland zurückkehren.
Doch dies scheint durch die neue Trump-Regierung nicht mehr gesichert. Laut ihrer Freundin Lofving fühlt sich der Aufenthalt für Jessica Brösche „wie in einem Horrorfilm“ an. So soll sie in der Isolationshaft durchgedreht sein und mit Händen und Füßen gegen die Wand geschlagen haben – bis sie blutete.
Brösche, die eigentlich ab dem 26. Januar in Los Angeles sein wollte, beschrieb ihre Erfahrung gegenüber „Bild“ als qualvoll: „Ich möchte einfach nur nach Hause. Es ist ein Albtraum!". Laut Medienberichten soll Brösches Ausreise nun für den kommenden Dienstag geplant sein.
Ihre Freundin warnte währenddessen auf Instagram vor einem Besuch in den USA: „Die Welt sollte wissen, dass es nicht sicher ist, hier einzureisen. Trump geht nicht nur gegen Menschen innerhalb der USA vor, sondern auch gegen Touristen", schrieb sie in einem Post.
Fall 2: Ein Missverständnis bringt Lucas Sielaff hinter Gitter
Ganz ähnlich wie Brösche erging es dem 25-jährigen Lucas Sielaff aus Bad Bibra (Sachsen-Anhalt). Sielaff führt seit Jahren eine Fernbeziehung zu seiner Verlobten Lennon Tyler, einer Amerikanerin, und reist regelmäßig zu Besuchen zwischen Deutschland und den USA hin und her.
Nach einem Tierarztbesuch in Mexiko – ihr Hund erhielt hier eine Tumorbehandlung – wollte das Paar am 18. Februar zurück über die Grenze nach Las Vegas reisen, wo Sielaffs Verlobte lebt. Ein sprachliches Missverständnis beim Grenzübertritt wurde dem Deutschen dann zum Verhängnis.
Nach Berichten seiner Verlobten Tyler fragten die Beamten bei der Einreise, wo der 25-Jährige wohne. „Er antwortete, er lebe in Las Vegas“, so Tyler in einem Interview mit dem TV-Sender „10 News San Diego“. Aufgrund seiner geringen Englischkenntnisse habe Sielaff die Frage der Beamten falsch verstanden und angenommen, es ginge darum, wo er hinwolle. „Ich habe ihn sofort korrigiert“, fügte Tyler hinzu.
Inhaftierter Deutscher in den USA: „Ich wurde behandelt wie ein Schwerkrimineller“
Trotzdem wurde Sielaff festgenommen und wie bereits Brösche vor ihm im Otay Mesa Detention Center inhaftiert. Seine Verlobte durfte ihre Reise fortsetzen, musste Sielaff, der im Besitz einer gültigen Einreiseerlaubnis (Esta) war, jedoch zurücklassen. „Sie sagten mir, wenn ich nicht gehe, werde ich verhaftet, mein Hund wird in einen Käfig gesperrt, und mein Auto wird beschlagnahmt“, berichtete Tyler.
Nach zwei Wochen im US-Gefängnis wurde Sielaff schließlich in Handschellen, Fußfesseln und mit Ketten um den Bauch zum Flughafen eskortiert. „Ich wurde behandelt wie ein Schwerkrimineller“, so der 25-Jährige gegenüber der „Bild“. Zurück in Deutschland sei er froh, seine Rechte zurückzuhaben. In den USA habe er sich gefühlt, als hätte er keine.
„Es war eine schreckliche Erfahrung, die ich niemandem wünsche", so Sielaff. „Ich bin gerade einfach unglaublich glücklich, wieder zu Hause zu sein.“ Auf Facebook warnt das Paar alle, die in die USA einreisen wollen: „Kommt nicht hierher. Es ist nicht sicher!“
Touristen in Abschiebehaft: Junge Britin jüngst ebenfalls inhaftiert
Der jüngste Fall von Inhaftierung von Touristen in den USA betrifft laut Medienberichten die 28-jährige Britin Becky Burke. Am 26. Februar versuchte sie laut „T-Online" die kanadische Grenze zu überqueren, was ihr aufgrund eines falschen Visums verwehrt wurde. Bei dem Versuch, in die USA zurückzukehren, wurde sie festgenommen und in Abschiebehaft gesteckt.
Ihr Vater, Paul Burke, äußerte sich bestürzt über die Behandlung seiner Tochter: „Ich verstehe nicht, warum sie meine Tochter einsperren und in einen orangen Jumpsuit stecken müssen, während sie ihre Papiere prüfen.“
Beckys derzeitige Situation sei äußerst besorgniserregend: „Sie muss sich eine Zelle teilen, ernährt sich von kaltem Reis, Kartoffeln und Bohnen und hat nur begrenzten Zugang zu Telefonaten. Besucher dürfen nur durch eine Glasscheibe über das Telefon sprechen. Alle ihre Besitztümer wurden beschlagnahmt, und sie fühlt sich isoliert und möchte unbedingt nach Hause kommen.“
Die Waliserin sei zutiefst betrübt und habe unverzüglich einen Antrag auf freiwillige Ausreise aus den USA nach Wales gestellt, erzählt ihr Vater. Der Antrag liege nun offenbar bei einem Gericht, doch welches Gericht zuständig ist und wann eine Entscheidung fällt, sei der Familie bisher unbekannt. Auch die Bemühungen des britischen Konsulats seien erfolglos geblieben. Die Bedingungen in der Abschiebehaft habe Burke ihrer Familie als „grauenvoll" geschildert, so der Vater.