Formel 1: Crash-Festival! Norris siegt vor Verstappen - Hülkenberg bärenstark

Formel-1-Rennen in Melbourne

Das Wichtigste in Kürze: Im Regen- und Rutschchaos von Melbourne hat Vizeweltmeister Lando Norris den Rennauftakt in die neue Formel-1-Saison gewonnen. Der Brite von McLaren verwies in einem hoch unterhaltsamen und ereignisreichen Großen Preis von Australien Titelverteidiger Max Verstappen auf den zweiten Platz. „Was für ein großartiger Start ins Jahr“, funkte der 25-Jährige noch aus seinem Wagen an die Box.

Dritter wurde in dem Rennen unter schwersten Bedingungen auf dem Albert Park Circuit George Russell im Mercedes. Mit dem ersten Heimsieg eines Australiers wurde es indes wieder nichts: Norris' Teamkollege Oscar Piastri wurde zunächst eine Stallorder und dann ein eigener Ausrutscher zum Verhängnis. Er wurde am Ende Neunter.

Hamilton enttäuscht, Hülkenberg stark

Das erste Rennen der neuen Saison wurde von Crashs und vielen Ausfällen geprägt. Das Safety-Car war im Dauereinsatz. Enttäuschend und mit weggepiepten Flüchen endete die erste große Bewährungsprobe für Rekordweltmeister Lewis Hamilton im Ferrari: Der 40 Jahre alte siebenmalige Champion wurde auch nach einem Knallhart-Manöver von Teamkollege Charles Leclerc in der Schlussphase nur Zehnter.

Dagegen steuerte Nico Hülkenberg in seinem ersten Rennen seit der Rückkehr zu Sauber den unterlegenen Wagen auf Platz sieben und damit in die Punkte.

Als würde diese Saison nicht schon genug Spannung versprechen: Gleich beim ersten Rennen herrschten schwierigste Verhältnisse. Tags zuvor raste Norris vor Piastri und Verstappen noch bei Temperaturen um die 33 Grad bei leicht bedecktem Himmel zur Pole Position. Am Renntag dann Regen, Wind und gerade mal 15 Grad. Kurzum: Verstappen-Wetter. 

Allerdings musste sich auch der Titelverteidiger erstmal gedulden - denn ausgerechnet einer aus Red Bulls zweitem Team krachte schon in der Formationsrunde in die Bande. In Kurve zwei verlor Isack Hadjar bei überschaubarer Geschwindigkeit die Kontrolle über seinen Racing Bull. Das Aus für den 20 Jahre alten Franzosen - einer von sechs jungen Fahrern, die in ihre erste Saison als Stammpilot gestartet sind. Auf dem Weg zu seinem Team wurde der tief betrübte Hadjar auch von Hamiltons Vater Anthony getröstet.

Drei Crashs gleich zu Beginn

Die verbliebenen 19 Fahrer machten sich auf den Weg zum zweiten Startversuch. Immerhin gelang der, aber kurz nachdem sich Verstappen schon an Piastri vorbeigeschoben hatte, krachte der nächste: Jack Doohan, 22 Jahre alt, neuer Stammfahrer von Alpine. Aber auch einen Routinier erwischte es gleich: Carlos Sainz schlug mit seinem Williams sogar hinter dem Safety Car in die Streckenmauer. Ausfall Nummer drei noch vor der dritten Runde.

Bernd Mayländer fuhr im Safety-Car erstmal wieder vorneweg - vor 25 Jahren hatte er seine Premiere auf dem Albert Park Circuit gefeiert. In der siebten von 57 Runden steuerte Mayländer seinen Wagen wieder in die Box. Norris verteidigte seine Führung. Dann verbremste sich Verstappen, Piastri dankte und raste am Niederländer vorbei. Umgehend zogen die beiden McLaren davon.

Auf einmal Stallorder bei McLaren

Noch nie gewann ein Australier das Heimrennen - würde es diesmal so weit sein? Norris hatte Piastri - geboren in Melbourne - schon die Pole im letzten Moment entrissen. Nach der Stallorder gegen Ende der vergangenen Saison zugunsten des damals besser platzierten Norris, dürfen beide in dieser Saison erstmal gegeneinander fahren.

Als Piastri dann ganz nah dran war, kam die Ansage vom Kommandostand: Halte die Position. Ganz kurios wurde es ein bisschen später, Piastris Rückstand betrug nun knapp drei Sekunden. Es kam die Ansage: Ihr dürfte jetzt wieder gegeneinander fahren. 

Regen auch noch mal in der Schlussphase

Der nächste Crash sorgte für die nächste Safety-Car-Phase: Verursacher war der 43 Jahre alte zweimalige Weltmeister Fernando Alonso mit seinem Aston Martin. Also schnell in die Box zum Reifenwechsel, Verstappen entschied sich als einziger aus der vorderen Gruppe für die mittelharten Slicks, alle anderen für die harten. Allerdings blieb das Safety Car so lange draußen, dass schon wieder die nächste Regenprognose reinkam. Und die hatte es in sich: Starkregen. 

Kaum ausgesprochen, rutschte Piastri von der Strecke und ins Gras. Das Safety-Car war zuvor reingefahren, alle pokerten. Auf den Rängen herrschte für einen Moment entsetztes Schweigen: Ihr Lokalmatador war geschlagen. Im Rückwärtsgang kam er zwar noch mal zurück, aber ohne Chance auf den Sieg oder das Podium. Norris wechselte schnell auf Mischreifen, auf einmal führte sogar Hamilton.

Im Rutschrennen auf dem Albert Park sorgten dann Rookie Gabriel Bortoleto im Sauber und Verstappens neuer Teamkollege Liam Lawson für die nächste Safety-Car-Phase. Als das Rennen dann noch mal freigegeben wurde, kam sogar die Sonne raus. Verstappen kam noch mal an Norris ran, zum Überholen reichte es aber nicht mehr.

 

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Vizeweltmeister Lando Norris hat die erste Pole Position der neuen Formel-1-Saison geholt. Der Brite verwies in einer packenden Schlussphase der Qualifikation zum Großen Preis von Australien seinen Teamkollegen Oscar Piastri bei dessen Heimauftritt auf den zweiten Platz.

„Keine schlechte Art, das Jahr zu beginnen, gut gemacht. Unglaubliches Auto. Großartige Arbeit den ganzen Winter über, vielen Dank. Machen wir weiter so, Baby“, funkte Norris an die Box.

Die beiden Fahrer des Konstrukteursweltmeisters der vergangenen Saison lagen nur 84 Tausendstelsekunden auseinander. Titelverteidiger Max Verstappen wurde im Red Bull auf dem Albert Park Circuit Dritter. „Platz drei nehm' ich“, sagte er, nachdem er vorher noch große Bedenken zumindest geäußert hatte.

Ferrari enttäuscht: Hamilton nur Achter

Enttäuschend schnitten die beiden hoch gehandelten Ferraris ab. Rekordweltmeister Lewis Hamilton schaffte es in seiner Quali-Premiere für die Scuderia nur auf Platz acht - im zweiten Zeitabschnitt leistete er sich sogar einen Dreher und sah die Konkurrenz plötzlich auf sich zurasen. Es ging aber glimpflich aus. Teamkollege Charles Leclerc, am Freitag noch der Schnellste, kam nicht über Platz sieben hinaus. 

32,3 Grad, auf den Rängen auf dem Albert Park Circuit wedelten sich die Zuschauer in der gleißenden Sonne etwas Wind zu. Die Bedingungen stellten Fans und Fahrer gleichermaßen vor eine Herausforderung. 

Allerdings dürfte das beim Rennen am Sonntag auch wieder der Fall sein: Nur, dass dann Gewitter drohen mit Regen und Sturm. Der Rennauftakt am frühen Sonntagmorgen in Deutschland (05.00 Uhr MEZ/Sky/15.00 Uhr Ortszeit) könnte zum Chaosstart in die Saison mit insgesamt 24 Grand Prix werden .

Bitter für Mercedes: Neuling Antonelli früh raus

Die ersten großen Überraschungen gab's aber schon im ersten Qualifying: Hamiltons Nachfolger Andrea Kimi Antonelli schied bereits im ersten Zeitabschnitt aus. Nur Platz 16 für den 18 Jahre alten Italiener. Ein erster Rückschlag für den Teenager und Mercedes. Ein Schaden am Unterboden soll das Problem gewesen sein.

Neben Antonelli überstand auch Red Bulls zweiter Fahrer den ersten Zeitabschnitt nicht: Platz 18 für Liam Lawson nach seiner Beförderung von den Racing Bulls. Dazwischen landete der einzige deutsche Fahrer: Platz 17 für Nico Hülkenberg im Sauber. 

Als es im Kampf um die Top Ten drauf ankam, fuhr Verstappen beim ersten Versuch an die Spitze. Die Zeit von Norris wurde gestrichen - er hatte mit seinem McLaren die Strecke verlassen. Das ist nicht erlaubt. Doch beim entscheidenden Umlauf raste Norris fehlerfrei auf die Pole - die 10. seiner Karriere - und raubte im letzten Moment seinem Rivalen von McLaren noch den besten Startplatz.

dpa
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