"Tatort" in der ARD: Packender Borowski-Abschied: So geht's bei Axel Milberg

Nach 22 Jahren und 43 Folgen endet die „Tatort“-Geschichte Axel Milbergs in Kiel. Dort, wo der in München lebende Schauspieler geboren und aufgewachsen ist. Es war ein langer Abschied. Bereits vor zwei Jahren, im Frühjahr 2023, kündigte Milberg das Borowski-Ende für diesen Zeitpunkt an. Korrekt und planmäßig, wie Beamte eben in Rente gehen.

Klaus Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik) müssen im Milberg-Abschiedsfall das Rätsel rund um ein gruseliges Mutter-Sohn-Gespann lösen. Hat ein gequälter Psychopath nicht nur seine Mutter, sondern auch noch weitere Menschen auf dem Gewissen? © NDR/Thorsten Jander/Sabrina Raap

Selbst sein Abschiedsfilm, der „Tatort: Borowski und das Haupt der Medusa“, folgte einem planmäßigen Schema: Vier Tage sind es noch bis zur Rente, als der Film beginnt. Man sieht Borowski etwas unbeholfen im Reisebüro. Irgendwas muss man doch machen, wenn nichts mehr zu tun ist! Danach geht es ins Bürgeramt, wo der Prä-Pensionär einen neuen Pass beantragt.

Mindestens ebenso unheimlich wie der berühmte „stille Gast“, den Lars Eidinger dreimal im Kieler „Tatort“ verkörperte: August Diehl spielt zum Abschied von Klaus Borowski einen Mörder namens Robert Frost. Es ist ein Nägel kauender Psychopath, der ohne mit der Wimper zu zucken Menschen aus dem Weg räumt, die ihn nerven. © NDR/Thorsten Jander

Nun verknotet sich die Renten-Handlung geschickt mit der eines pathologischen Mörders. Doch wer spielte den gruseligen Endgegner Borowskis? Warum sind in Krimis von Kiel-Stammautor Sascha Arango die Mörder immer von Anfang an bekannt? Und wie geht es nun mit Axel Milberg und dem Kieler „Tatort“ weiter?

Bei einem Besuch im Reisebüro, bei dem die nahe Zukunft geplant werden soll, gibt sich der scheidende Kommissar Borowksi (Axel Milberg) Tagträumen hin. Teil davon ist seine ehemalige Kollegin und große Liebe Frieda Jung. Schauspielerin Maren Eggert ließ es sich nicht nehmen, zur Verabschiedung Borowskis vorbeizuschauen. © NDR/Thorsten Jander/Sabrina Raap

Worum ging es?

Robert Frost (August Diehl), ein Mann über 40, lebt mit seiner dominanten Mutter (Corinna Kirchhoff) in einer Villa im feinen Kieler Stadtteil Düsternbrook. Nach dem gemeinsamen Essen entledigt sich der IT-Spezialist der alten Dame - danach wird ein Großteil der Leichenteile entsorgt. Nur der titelgebende Kopf wird im Aquarium aufbewahrt. Borowski fällt ein Foto der gruseligen Frost-Villa ins Auge, als er das Bürgeramt betritt. Hier hatte Robert Frost bis vor Kurzem seinen Arbeitsplatz. Dann ging er angeblich mit seiner Mutter auf Weltreise und meldete sich anschließend krank ab. Borowski kennt das Gruselhaus der Frosts aus jener Zeit, da er als Jugendlicher durch die Stadt streifte. Borowskis Instinkt sagt ihm, dass er sich die Retro-Villa aus der Nähe anschauen muss. Bald stoßen er und seine Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik) auch auf seltsame Todesfälle im Kollegium des Bürgeramtes.

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Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) möchte an seinem letzten Arbeitstag noch einen Fall lösen. © NDR/Thorsten Jander

Worum ging es wirklich?

Der gut gebaute Thriller des langjährigen Kieler Stammautors Sascha Arango vereint zwei Erzählungen, die eigentlich nicht besonders gut zusammenpassen: Zum einen macht der Renten-Countdown Borowski zu schaffen. Im Reisebüro kommt er sich verloren vor. Hobbys? So etwas hatte er doch bisher nicht! Axel Milberg spielt die norddeutsch verhaltenen „Gefühlsausbrüche“ stark.

Zur Psychostudie über Einsamkeit und Bedeutungsverlust schreibt Arango seinem Weggefährten Borowski allerdings noch einen knallharten Thriller ins Drehbuch: Borowski trifft auf einen überlebensgroßen Gegenspieler im Stile des „stillen Gasts“ (Lars Eidinger spielte diese Mörderrolle in drei Borowski-Filmen).

August Diehl spielt diesen Robert Frost ebenfalls mit wenig Dialog, aber ganz viel Ausdruck. Sascha Arango, der auch den „stillen Gast“ erfand, sagt über sein beliebtes Plot-Prinzip, den Mörder gleich am Anfang des Films zu offenbaren: „Nichts ist so interessant, wie einem Täter dabei zuzuschauen, wie er mit dem umgeht, was er angerichtet hat. Ich finde das viel spannender, als ihn zu suchen.“

Mutter Elenor (Corinna Kirchhoff) demütigt ihren Sohn Robert (August Diehl), der für sie gekocht hat. Das Leben des toxischen Gespanns im gruseligen „Derrick-Haus“ im Kieler Stadtteil Düsternbrook (!) wird im ersten Drittel des „Tatorts“ fantastisch eingefangen. © NDR/Thorsten Jander

Borowski und seine Mörder: War da was?

Klaus Borowski war wohl jener „Tatort“-Kommissar mit dem intimsten Verhältnis zu seinen Mördern. Ähnlich wie einst Inspektor Columbo ahnt der Kieler Kriminaler oft recht früh, wer der Täter ist, und umkreist seine Verdächtigten in oft sehr persönlichen Begegnungen, ja Offenbarungen - bis er sie zur Strecke bringt.

Elenor (Corinna Kirchhoff) und Robert (August Diehl) essen gemeinsam. Es wird die letzte vieler gemeinsamer Mahlzeiten sein, denn Robert tötet seine Mutter und zerlegt sie in viele Einzelteile. © NDR/Thorsten Jander

Wer war Borowskis Gegenspieler?

Robert Frost wird von August Diehl gespielt. Der 49-Jährige stammt aus einer Berliner Künstlerfamilie: Sein Vater Hans Diehl war Theaterschauspieler, die Mutter Kostümbildnerin. Schon in jungen Jahren machte der Absolvent der berühmten Schauspielschule Ernst Busch im deutschen Kino Karriere. 1998 spielte er die Hauptrolle des Computer-Hackers in „23 - Nichts ist so wie es scheint“. Diehl wurde dafür mit dem Deutschen und dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. Ausstrahlung und Können machten bald auch das internationale Kino auf den hochbegabten Berliner aufmerksam.

So spielte August Diehl in Kinoproduktionen wie dem Oscar-prämierten „Die Fälscher“ (2007), Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ (2009) und in „Salt“ (2010), wo er den Ehemann Angelina Jolies verkörperte. August Diehl war 20 Jahre mit der Schauspielerin Julia Malik liiert, das Paar hat zwei Kinder. Seit 2016 sind die beiden offiziell getrennt.

Von 2013 bis 2020 war August Diehl festes Ensemble-Mitglied im Wiener Burgtheater - was für einen Schauspieler seiner Prominenz durchaus ungewöhnlich ist. Aktuell kann man ihn wieder in seiner Heimatstadt Berlin auf der Bühne sehen. In der Produktion „Drei Mal Leben“ am Berliner Ensemble spielt er unter der Regie von Andrea Breth.

Auf Abruf im eigenen Haus: Robert Frost (August Diehl) kommuniziert per Haussprechanlage mit seiner Mutti. © NDR/Thorsten Jander

Was macht Axel Milberg nach dem „Tatort“?

Über seinen Abschied beim „Tatort“ sagt Axel Milberg: „Ohne zu viel zu verraten, aber für Borowski sieht es ja so aus: Da ist kein großer Abschied, da ist kein großer Applaus, man macht sein Ding, man dreht sich um und geht. Und er will es auch so. Ich finde das sehr norddeutsch.“ Milberg betont, dass er sich nicht in den Ruhestand begibt, sondern vielmehr neue schauspielerische Herausforderungen sucht - und sich auf verschiedene Formate und Rollen freut.

Eine dieser Rollen ist Friedrich I., König von Württemberg. Die sechsteilige Historienserie „Vienna Game“ spielt zur Zeit des Wiener Kongresses (1814-15) und soll demnächst beim Streamingdienst Disney+ anlaufen. Neben klassischem Schauspiel arbeitet der 68-Jährige auch als Synchronsprecher, Autor und für Hörbuchproduktionen. In Zukunft möchte er die durch den „Tatort“ frei gewordene Zeit dazu nutzen, sich noch freier für Projekte entscheiden zu können.

Auch die Clownsnase kann nicht verbergen: Robert Frost (August Diehl) ist nicht wirklich gut gelaunt. Der gequälte Mann hat sich seine Ventile geschaffen, um mit der Demütigung durch die Mutter umzugehen. Leider sind diese gefährlich für Roberts Mitmenschen. © NDR/Thorsten Jander

Wie geht es beim Kieler „Tatort“ weiter?

Mit dem gleichen Regisseur, der auch Borowskis Abschied inszenierte: Lars Kraume drehte nach dem „Medusa“-Fall einfach an der Förde weiter. Er realisierte einen Zweiteiler, der die verbliebene Kommissarin Mila Sahin (Almila Bagriacik) mit ihrer neuen von Karoline Schuch gespielten Ermittlungspartnerin Ellie Krieger, einer Psychologin, zusammenführt. Die Doppelfolge „Unter Freunden / Unter Feinden“ soll voraussichtlich 2026 an zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen im Ersten und in der ARD Mediathek zu sehen sein.

Blackout im Bürgeramt: Mila Sahin (Almila Bagriacik) will herausfinden, wer hier von außen manipuliert. © NDR/Thorsten Jander

Von Eric Leimann

Das Original zu diesem Beitrag "Packender Borowski-Abschied: So geht's beim Kieler „Tatort“ weiter - und so bei Axel Milberg" stammt von teleschau.

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