Renten-Experten wenden sich mit dramatischem Appell an Koalitionäre
Kurz vor dem Ende der Koalitionsverhandlungen haben fast 30 führende Ökonomen aus Deutschland einen eindringlichen Appell an die politischen Parteien gerichtet, um mutige Reformen im Bereich der gesetzlichen Rente einzufordern.
In einem Brief an die Vorsitzenden von CDU, CSU und SPD warnen die Experten davor, dass die geplanten Maßnahmen der aktuellen Regierung in die falsche Richtung gehen und das Rentensystem langfristig gefährden könnten. Besonders die angestrebte Stabilisierung des Rentenniveaus und die Ausweitung der Mütterrente stoßen auf scharfe Kritik.
Wirtschaftsexperten besorgt über Rentenpläne von Schwarz-Rot
In dem zweiseitigen Schreiben, das unter anderem von prominenten Volkswirten wie Monika Schnitzer, Veronika Grimm und Christoph Schmidt unterzeichnet wurde, heißt es: „Mit großer Sorge nehmen wir die bisherigen Vereinbarungen im Bereich der Rentenversicherung zur Kenntnis.“ Die geplanten Schritte, so die Experten, seien nicht nur „enorm kostspielig und wenig zielgerichtet“, sondern würden das Rentensystem zusätzlich belasten.
Besonders das Festhalten an der Rente mit 63 und die Anhebung der Mütterrente sind aus Sicht der Ökonomen problematisch. „Sie planen darüber hinaus das Rentenniveau zu stabilisieren und eine weitere Anhebung der Mütterrente“, heißt es im Brief, und weiter: „Wir möchten Sie eindringlich bitten, von all dem Abstand zu nehmen.“
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"Enormer Stresstest" steht bevor
Die Experten weisen darauf hin, dass durch den bevorstehenden Renteneintritt der „Babyboomer“-Generation das Rentensystem einem „enormen Stresstest“ ausgesetzt sein wird. In den kommenden Jahren wird mit einem rasanten Anstieg der Rentenbeiträge zu rechnen sein. Eine Stabilisierung des Rentenniveaus auf dem aktuellen Niveau von 48 Prozent würde laut den Ökonomen in den nächsten 20 Jahren zusätzliche 520 Milliarden Euro kosten. Diese Ausgaben würden die Beiträge der Arbeitnehmer bis 2030 um 0,4 Prozentpunkte und darüber hinaus um weitere 1,1 Prozent erhöhen.
Experten fordern: „Alle Leistungsausweitungen unterlassen“
Insbesondere die Mütterrente sei eine Maßnahme, die den Steuerzahler jährlich 4,5 Milliarden Euro kosten würde, was von den Experten ebenfalls scharf kritisiert wird. „Alle Leistungsausweitungen unterlassen“, lautet die Forderung. Stattdessen plädieren die Ökonomen dafür, teure Leistungsausweitungen zu vermeiden und stattdessen Maßnahmen zu ergreifen, die die finanzielle Stabilität des Systems erhöhen.
Ein zentraler Vorschlag der Ökonomen ist die Abschaffung der Rente mit 63, die aus ihrer Sicht eine Umverteilung zugunsten von gutverdienenden Facharbeitern und Beschäftigten im öffentlichen Dienst darstellt. Zudem fordern sie, dass das Renteneintrittsalter an die steigende Lebenserwartung der Menschen gekoppelt wird, um das Rentensystem auf lange Sicht generationengerechter zu gestalten. Dies sei ein „wichtiger Baustein für ein generationengerechtes Rentensystem“.
"Letzte Chance" für einen gerechten Ausgleich
Die Experten warnen, dass die aktuelle Legislaturperiode die „letzte Chance“ sei, um einen gerechten Ausgleich zwischen Beitragszahlern und Rentenempfängern zu schaffen. „Wir appellieren eindringlich an Sie: Bitte sorgen Sie dafür, dass das deutsche Rentensystem, die Beitragszahler in unserem Land und insbesondere jüngere Generationen nicht noch größeren Belastungen ausgesetzt werden“, so der dringende Appell.