Böhmermann kritisiert "Klar" - das kann nur heißen: Alles richtig gemacht!

Wenn eine TV-Reportage mit dem Satz „Was jetzt kommt, wird nicht jedem gefallen“ beginnt, dann ist die Debatte darüber natürlich Teil des Programms. Insofern kann man dem NDR und dem Bayerischen Rundfunk, die gerade gemeinsam das heftig umstrittene Magazin „Klar“ (abrufbar in der ARD-Mediathek) gestartet haben, nur gratulieren: Alles richtig gemacht!

Wenn Jan Böhmermann „Klar“ bereits nach der ersten Episode geißelt als „rechtspopulistischer Quatsch“, wenn die NGO „Neue deutsche Medienmacher:innen“ die Sendung als „Tiefpunkt in der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ bezeichnet und zu Massenmails an NDR und BR auffordert, wenn „Spiegel“-Kolumnistin Samira El Ouassil dem Magazin einen „Tunnelblick“ attestiert, dann ahnt man anhand der Richtung des Gegenwinds: Mit „Klar“ bewegen sich die Sender überraschend weit außerhalb der öffentlich-rechtlichen Komfortzone.

Nach Wirbel um „Klar“-Sendung in der ARD: Was wirklich zu sehen ist

Mit Folge 1 hat sich die BR-Journalistin und FOCUS-online-Kolumnistin Julia Ruhs – vermutlich mit Kalkül – ein Thema ausgesucht, das an den Außenseiten der politischen Mitte verlässlich Bluthochdruck verursacht: Migration. 

Zu Wort kommen unter anderem der trauernde Vater einer von einem Asylbewerber erstochenen jungen Frau, ein jüdischer Journalist, der in Deutschland immer wieder von islamistischen Gruppierungen angegangen wird, und der türkischstämmige Gemüsehändler, der sich hier eine Existenz aufgebaut hat. Und nun fordert: „Deutschland braucht Migranten, die wirklich etwas machen wollen.“ 

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Befragt werden aber auch Menschen wie Harry Kimmich, der sich mit dem Aschaffenburger Verein „Grenzenlos e.V.“ einsetzt für Asylbewerber, aber auch klar die Grenzen dessen benennt, was ein Staat und seine Bevölkerung in Sachen Immigration und Integration leisten können. 

In einem eher unglücklichen Interview beteuert Jette Nietzard, Bundessprecherin „Grüne Jugend“, dass grenzenlose Migration machbar sei, „wenn wir das nur wollen“.

Macht Julia Ruhs mit „Klar“ rechte Narrative gesellschaftsfähig? Dazu braucht die AfD die ARD gar nicht

In Summe löst all das sofort den Beißreflex diverser Medien und Medienschaffenden aus. Warum? Weil Julia Ruhs mit „Klar“ angeblich rechte Narrative gesellschaftsfähig macht. Obwohl die Wahlergebnisse der AfD bei der Bundestagswahl gezeigt haben: Das ist doch längst der Fall. Dazu braucht die AfD die ARD gar nicht. Das können die selbst ganz gut.

Ja, Julia Ruhs berichtet in „Klar“ nicht neutral. Die Auswahl der Gesprächspartner und der Kommentar aus dem Off entsprechen definitiv nicht dem Duktus, mit dem die öffentlich-rechtlichen Medien üblicherweise über Migration und Gewalt durch Asylbewerber berichten. Aber sind beispielsweise Kabarettist Oliver Welke („heute show“) oder Talkmaster Markus Lanz neutral? Falls nicht: Wann befasst sich Jan Böhmermann mit ihnen?

Der Mantel des Schweigens über all das, was nicht gefällt

Tunnelblick? Tiefpunkt der Berichterstattung? „Klar“ folgt in Wahrheit einem alten journalistischen Prinzip: „Audiatur et altera pars“ - auch die andere Seite muss gehört werden. 

Anstatt den Mainstream mit medialer Macht in die gewünschte Richtung umzuleiten, werden in dem Format auch mal jene Menschen angesprochen, die sich mit ihrer Denke oft totgeschwiegen wähnen. Und dadurch umso anfälliger sind für jene Parteien, die ihre Sorgen und Ängste adressieren. 

Laut Bundeskriminalamt sind die ermittelten Tatverdächtigen bei gut der Hälfte der Messer-Attentate der vergangenen Jahre nichtdeutsche Männer. Das gefällt auch nicht jedem. Aber darf man das deshalb unter den Teppich kehren? 

Debatten ermöglichen, statt sie zu verhindern

Aus Angst, den Rechtsaußen-Denkenden und Rassisten in die Hände zu spielen und deren Narrativ zu übernehmen? Man hält eine Gesellschaft nicht zusammen, indem man den Mantel des Schweigens als Knebel für vermeintlich „Falschdenkende“ verwendet. Sondern indem man darüber redet. Und die Ängste aller Menschen ernst nimmt.

In den nächsten Folgen von „Klar“ im April und Mai soll es um Bauern und um die Wirtschaft gehen - falls die ARD das Format nicht vorab vom Eis holt. 

Ich jedoch zahle lieber Rundfunkgebühren für Sender, die ihrem Publikum auch mal etwas zumuten. Und Debatten ermöglichen, anstatt sie zu verhindern. Wäre das nicht wichtig für ein Land, das so gerne andere Nationen über Pressefreiheit belehrt? 

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