Pornhub & Co.: Frankreich greift bei Alterskontrollen für Porno-Seiten durch
In Frankreich verschärft sich die Auseinandersetzung zwischen Politik, Regulierern und den Betreibern von Porno-Portalen über die Einführung robuster Altersverifikationssysteme (AVS). Ein neues französisches Gesetz, das in diesem Jahr in Kraft tritt, verpflichtet Webseiten für Erwachsene, Altersprüfungen durchzuführen und Nutzer unter 18 Jahren zu sperren. Die Vorschrift trat am Freitag für in Frankreich heimische Erotik-Angebote wie Dorcel und für außerhalb der EU registrierte Plattformen wie OnlyFans in Kraft. Ab dem 7. Juni werden die Vorgaben auf Websites mit Sitz in anderen EU-Ländern ausgeweitet. Betroffen sind dann auch Branchenriesen wie Pornhub, YouPorn und Redtube, die zur Aylo-Gruppe mit Sitz auf Zypern gehören, sowie XVideos aus Tschechien.
Nach diesem Gesetz ist Arcom, die französische Regulierungsbehörde für audiovisuelle und digitale Dienste, befugt, Pornoseiten zu sperren. Voraussetzung ist, dass das Amt zu dem Schluss kommt, dass der geforderte Alterscheck nicht ordnungsgemäß und nicht rechtzeitig erfolgt. In wenigen Wochen dürfte es so weit sein. Ein mit der Angelegenheit vertrauter Abgeordneter, der nicht namentlich genannt werden wollte, erklärte gegenüber Politico: "Digitalministerin Clara Chappaz hat uns mitgeteilt, dass die ersten Seitensperren noch in diesem Sommer erfolgen könnten." Dem Bericht zufolge geht Aylo gegen das Gesetz bereits gerichtlich vor. Das könnte erste Blockadeverfahren noch verzögern.
Bislang wenig konkrete neue AVS-Einsätze
Die zuerst betroffenen Erotik-Portale müssen seit ein paar Tagen mindestens ein sicheres AVS anbieten, das das Alter der Besucher beispielsweise anhand eines verifizierten Ausweisdokuments oder eines Video-Selfies überprüft. Mit solchen Verfahren wird das Alter des Nutzers geschätzt. Iain Corby, Präsident der AVPA, einer großen Vereinigung von AVS-Anbietern, berichtete gegenüber Politico, dass das Interesse an einschlägigen Lösungen in Frankreich kurz vor dem Greifen der Frist deutlich angestiegen sei. Der Verband beobachte bislang aber nur einige konkrete AVS-Einsätze. Von Dorcel ist bekannt, dass es einen Deal mit dem britischen Anbieter Yoti abgeschlossen hat. Branchenexperten rechnen damit, dass erfasste Plattformbetreiber bis zur letzten Minute warten, bevor sie sich eventuell fügen.
Auch in anderen europäischen Staaten wie Deutschland und Großbritannien streben Regulierer nach stärkeren Einschränkungen für Pornos im Netz mithilfe von AVS. Hierzulande trommelt etwa die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) für die Technik, während Kritiker wie die Porno-Aktivistin Paulita Pappel eine AVS-Pflicht für "fahrlässig" und grundrechtsgefährdend halten. Alterschecks trieben die Mehrheit der Nutzer auf Seiten in Drittstaaten mit noch weniger Schutz, lautet die Kritik. Im Vereinigten Königreich macht die Ofcom Druck und hat Zwangsmaßnahmen angedroht. Laut einer Studie ist Altersverifikation im Internet zwar nötig, in Demokratien aber nicht machbar.