Lauterbach nennt erstmal keinen Starttermin für die elektronische Patientenakte

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Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach gab auf seiner Keynote auf der Digital-Health-Messe DMEA, für die er inzwischen zum dritten Mal die Schirmherrschaft übernommen hat, einen Ausblick auf die nächsten Schritte bei der elektronischen Patientenakte. In den kommenden Wochen soll die ePA in weiteren Modellregionen starten und dort von Ärzten befüllt werden. Der schrittweise Start der ePA wird von den Kassenärzten sehr begrüßt. Sanktionen würden zwar folgen, aber erst später. Wann genau, sagte der Minister nicht. Immer wieder hieß es vonseiten des Bundesgesundheitsministeriums, dass der bundesweite Rollout der ePA noch Anfang April sein soll. Spezielle Regelungen für die Privatsphäre von Kinder und Jugendliche versprach er dem Präsidenten des Verbands der Kinder- und JugendärztInnen, Michael Hubmann.

Wichtig sei, dass die elektronische Patientenakte für Ärzte zunächst freiwillig starte. Niemand soll bestraft werden, wenn etwas nicht funktioniert, was er selbst nicht kontrollieren kann, so Lauterbach. In der Vergangenheit hatte es viel Kritik an dem überhasteten Start der elektronischen Patientenakte 3.0 gegeben, die für alle gesetzlich Versicherten seit Anfang des Jahres angelegt wurde. Bald soll es einen neuen Rollout-Plan geben, nachdem weitere Leistungserbringer die ePA befüllen.

"Benchmarks in der Regel erreicht"

Mit der Entwicklung der elektronischen Patientenakte zeigte sich Lauterbach insgesamt zufrieden. Es würden 280.000 ePAs pro Woche geöffnet, die Benchmarks für die Auswertung der Testphase in der Regel erreicht. Auch die Praxisverwaltungssysteme seien auf einem guten Weg. Auch bezüglich der Sicherheit der elektronischen Patientenakte zeigte sich Lauterbach zuversichtlich. Die Sicherheitslücken für den Massenzugriff auf die ePAs seien geschlossen, zu den weiteren Mängeln äußerte er sich jedoch nicht.

Mit der ePA, der bisher fünf Prozent der Versicherten widersprochen haben, könnten Patienten ihre Krankheiten besser verstehen und sich in Zusammenspiel mit KI "aufschlauen". Daher stärke die ePA die Patientenautonomie und verbessere die Behandlung. Gerade bei komplexen Fällen sei es eine Hilfe, da selten alle Daten vorliegen. In Zukunft könnten "einfache Patienten" komplett digital versorgt werden. Bisher würden 3,5 Millionen E-Rezept täglich in die ePA einfließen und Medikationslisten erstellt.

E-Rezept, Organspenderegister und eAU

Als Erfolg des Bundesgesundheitsministeriums nannte Lauterbach das E-Rezept, das digitale Organspenderegister und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, die seinen Worten nach "anständig" funktionieren. Im Aufbau befinde sich die elektronische Patientenakte und das beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte angesiedelte Forschungsdatenzentrum Gesundheit (FDZ Gesundheit) an das inzwischen täglich Abrechnungsdaten fließen.

"Das heißt, wir werden sehr schnell einen Durchbruch auch in der Forschung sehen und das wird später dann so sein, dass also Routinedaten, Behandlungsdaten, bildgebende Daten, Genomdaten, Abrechnungsdaten, das wird alles pseudonymisiert verknüpfbar sein, sodass man dann in einem Umfeld des Confidential Computings diese Daten auswerten kann", so Lauterbach. Durch intelligente Sprachsysteme können Daten eingesprochen werden. Als Beispiel nannte Lauterbach das Start-up "Voize", das im Pflegebereich bei der Dokumentation hilft. Im Gesundheitssystem seien "viele Pioniere" unterwegs.

"Digitalisierung ist der Schlüssel"

Lauterbach sieht vier große Herausforderungen für das deutsche Gesundheitssystem: Es gebe zu wenig Präventionsmedizin, zu wenig Spezialisierung (speziell im Krankenhaussektor), zu viel Bürokratie und zu wenig Digitalisierung. Wobei er Letztere als "Schlüssel" zur Lösung der drei erstgenannten Probleme sieht.

Die Digitalisierung sei eine Grundvoraussetzung für die KI. Sie komme in verschiedenen Bereichen vor, angefangen bei der Ersteinschätzung von Notfallpatienten bis zu Nobelpreisen. Unter anderem das Gesetz zur Beschleunigung der Digitalisierung im Gesundheitswesen, das Gesundheitsdatennutzungsgesetz sowie das noch nicht verabschiedete Gesundheits-Digital-Agentur-Gesetz und die KI-Verordnung ebnen Lauterbachs Ansicht nach den Weg, für eine bessere Gesundheitsversorgung mithilfe von KI.

"Dieser Zug nimmt ein Tempo auf, was alle paar Monate erneut überrascht. Und wenn man in diesen Wochen sich zum Beispiel den Stanford AI Index anschaut und schaut, was ist neu, was ist dazugekommen, das ist einfach schlicht unglaublich. Die künstliche Intelligenz übertrifft alle Erwartungen, alle Benchmarks werden schneller genommen. Der Turing-Test ist genommen worden", sagte Lauterbach. "KI-Expertensysteme" würden zum Teil ohne Ärzte auskommen und würden Ärzte zudem stärken.

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